Offener Brief
der Guglmänner S.M. König Ludwig II.
an Seine Exzellenz,
Herrn Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber zum „Politischen Aschermittwoch“:
Aschermittwoch, 21. Februar 2007
Hochzuverehrender und hochverehrter Herr Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber!
Mit Abscheu und Entsetzen mußten die Guglmänner Seiner Majestät jenem unwürdigen Bubenstück zusehen, wie der beste Bayernherrscher seit Ludwig II. durch eine fränkische Zwergenmafia aus dem Amt gedrängt wurde. Wie sich die Geschichte doch wiederholt: angefangen bei Gaius Julius Cäsar und König Ludwig II. bis herauf zu Eurer Exzellenz - die Brutusse meucheln gerade die Besten und Erfolgreichsten, obschon uns die Geschichte lehrt, daß niemals ein Besserer nachkommt.
Das „Stoiberparadox“:
Dadurch, daß Ihr eine Zweidrittelmehrheit errungen habt, kamen diverse Figuren ja erst in den Genuß eines angewärmten Parlamentsitzes. Die Vorstellung, diesen Sessel je wieder mit der harten Bank des Lebens tauschen zu müssen, ließ dankvergessen offenbar schnell jene Meuchelmentalität entstehen, der Ihr nun leider zum Opfer gefallen seid. In jedem Sieg steckt eben eine Niederlage, in jeder Niederlage aber auch schon ein neuer Sieg! Denkt stets daran, wie glanzvoll König Ludwig II. heute verehrt wird, jedoch Gudden, Lutz und Luitpold ewiger Verachtung preisgegeben sind. Diese Verachtung setzte schon sehr früh ein; niemand Geringerer als die Kaiserin von Österreich höchstselbst hat mit dem bitterbösen Gedicht: „Seht nur wie sein Bocksbart wackelt“ gegen Prinzregent Luitpold Anklage erhoben. Dieses Gedicht der Kaiserin Sissi haben WIR uns erlaubt, zu aktualisieren:
DIE REBELLIN
Landrätin im Land der Franken
Reicht ihr dieser Posten nicht?
Muß man Gott für alles danken?
Sauersüß ist ihr Gesicht.
Wie sie den Erfolg verhagelt!
Falsch’re Augen sah man nie;
Ist ihr Hirn auch ganz vernagelt,
Steckt es doch voll Perfidie.
Unsern Edmund, unseren König
Stieß sie tückisch von dem Thron;
Doch dies ist ihr noch zu wenig,
Säh’ sich dort gern selber schon.
Möchte gerne selbst den Vorsitz
Erst als Stellvertreterin
dann, wenn Beckstein völlig taub ist,
Als Ministerpräsidentin!
Darum also mußt er weichen
Er, der klügste Kopf im Land
Pauli gehet über Leichen
Sie, des Frankenlandes Schand.
Könnt ihr auch noch dies ertragen
Bayerns Volk, dann seid ihr’s wert,
Daß, am Pranger angeschlagen,
Ihr in Ewigkeit entehrt!
Eh’ wir sie zur Kön‘gin salben,
Stürzt mit donnerndem Gekrach
Wenigstens ihr, stolze Alpen,
Tötend über Bayerns Schmach!
Frei nach
Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi)*
zum Tod von Ludwig II.
*) Originalfassung im Anhang
Hochedler Edmund Stoiber, nehmet dies nun zum Troste:
I.
Was Euer Genius geschaffen hat, das moderne Bayern, das trotzdem in seinen heiligen Traditionen verwurzelt ist, diese exorbitante Lebensleistung kann Euch niemand nehmen. Jeder Nachfolger aber muß sich genau daran messen lassen.
II.
Bald schon wird man sich „König Edmund“ zurückwünschen, wie auch die Bayern der Jahrhundertwende Ludwig II. zurückwünschten, indem sie in stummer Verzweiflung in riesigen Lettern ihrem Unmut Luft machten und die Parole: „Ludwig III. krepier,
Ludwig II., steh‘ auf und regier“, mit riesigen Lettern an die Fassade der Residenz pinselten.
III.
Den absoluten Höhepunkt der vielhundertjährigen Geschichte Bayerns durftet Ihr zelebrieren - den Besuch des ersten bayerischen Papstes der Weltgeschichte in seiner bayerischen Heimat. So elegant, so souverän, so warmherzig, wie Ihr unseren Heiligen Vater auf dieser denkwürdigen Reise zu begleiten wußtet, das war eines Königs würdig. (Es störten nur Merkel und Köhler - viele Bayern fragten sich instinktiv, ist denn Köhler auch Präsident in Bayern und was hat eigentlich diese kinderlose, evangelische, mecklenburgvorpommerische „Leichtmatrosin“ hier verloren?)
IV.
Seid versichert, Ihr werdet unauslöschlich der „König der Herzen“ sein, Euer Ruhm wird schallen bis zum Erdenrande, Euer Name wird auf ewig unter die Größten gezählt werden. Aus reinstem Carraramarmor wird Euer Konterfei unter dem Jubelgesang der Ehrenjungfrauen, unter dem donnernden Salut der Gebirgsschützen, unter dem Geläute der Glocken aller Kathedralen und Kirchen des ganzen Landes eingehen in die Walhalla König Ludwig I. Jedes Haupt neige sich, um die erhabene Inschrift des Sockels zu lesen: Edmundus der Große - Bayerischer Ministerpräsident.
V.
Und wenn wir uns dermaleinst im „Bayerischen Himmel“ wiedersehen werden, dann nehmen die „Treuesten der Treuen“, nämlich die Guglmänner Seiner Majestät, die Kapuzen ab, denn dann sitzen wir vereint mit euerer Exzellenz am Tische Seiner Majestät König Ludwig II. An unserem Tisch sitzen natürlich auch Papst Benedikt XVI., Franz Josef Strauß (er kommt vielleicht etwas verspätet, wg. Fegefeuer!) Graf Montgelas, Kurfürst Max-Emanuel, Herzog Tassilo und alle, welche die göttliche Gnade auserwählt hat, bei Weißbier, Weißwurst und frischen Brezen! Als fesche Bedienungen wünschen wir uns Senta Berger und Uschi Obermeier.
VI.
Tief unten erblicken wir nicht ohne Genugtuung (obschon uns in jenen himmlischen Sphären natürlich Rachegelüste völlig fremd sind) den Tisch der Franken. Ministerpräsident Lutz, der Ludwigs Tod verschuldet hat, Beckstein, der die himmlischen Harfenklänge zwar nicht hören kann, sich aber trotzdem prima unterhält, indem er alles von den Lippen abliest, Herrmann - selbst hier völlig überfordert, jener unsagbar geschwätzige Söder, der nichts getan hat, um die Krise zu entschärfen (spätestens jetzt beneidet man Beckstein ob seiner Taubheit) und die rotgefärbte Ziege Pauli, wie sie die, vom höllischen Feuer leicht verbrannten, fettigen Nürnberger Rostbratwürste essen müssen, während WIR, durch ein freundliches Kopfnicken des Königs ermuntert, aus einer riesigen Nymphenburger Porzellanschüssel eine Weißwurst nach der anderen aus dem heißen Wasser fischen dürfen. Dazu erklingt - neu instrumentiert für Harfe, Orgel und Bachtrompete von ferne die Melodie des Bayerischen Defiliermarsches, unterbrochen höchstens vom Königsjodler, den die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Georg Ratzinger zur Ehre des Königs darbringen und bei dem alle aufstehen und König Ludwig II. zuprosten!
VII.
Wenn Ihr als „Weißkopfadler aus den Bayerischen Bergen“ nun fernab vom wütenden Gekläffe Euerer Neider majestätisch Eure Kreise zieht, könntet Ihr dennoch mit einem letzten Überraschungscoup Freund und Feind damit verblüffen, daß Ihr in der verbleibenden Zeit Eueres Regnums den Sarkophag SM. König Ludwig II. öffnen laßt, um so das Odium des Mörders und Selbstmörders von Euerem Vorgänger im Herrscheramte zu nehmen. Jetzt, da Ihr selbst die Bitternis von Intrige und Verrat erfahren mußtet, möge Euch dieser Entschluß leicht fallen, wäre es doch die subtilste Art der Rache - denn so würdet Ihr vor der Geschichte auf unangreifbar-symbolhafte Weise das Unrecht, das man Eurer Exzellenz und Seiner Majestät angetan hat, mit einem stummen Schrei der Anklage als Bannstrahl auf alle Intriganten zurücklenken und ihnen das Kainsmal: „Ich war dabei“, unauslöschlich auf die finsterfränkische Stirn drücken, zu Freud‘ und Jubel aller Altbayern und zu Schand‘ und Verachtung der fränkischen Verräterbande!
Möge die Gnadensonne seiner Majestät nun erst recht auf ewig über Eurem Haupte leuchten!
DIE GUGELMÄNNER S.M. KÖNIG LUDWIG II.
Media in vita morte summus!
*) Anhang:
DER PRINZREGENT
Seht den heuchlerischen Alten!
Drückt ihn sein Gewissen nicht?
Tut so fromm die Hände falten,
Sauersüß ist sein Gesicht.
Wie sein langer Bocksbart wackelt!
Falsch’re Augen sah man nie;
Ist sein Hirn auch ganz vernagelt,
Steckt es doch voll Perfidie.
Seinen Neffen, seinen König
Stieß er tückisch von dem Thron;
Doch dies ist ihm noch zu wenig,
Säh’ sich dort gern selber schon.
Könnt ihr auch noch dies ertragen
Bayerns Volk, dann seid ihr’s wert,
Daß, am Pranger angeschlagen,
Ihr in Ewigkeit entehrt!
Eh’ sie ihn zum König salben,
Stürzt mit donnerndem Gekrach
Wenigstens ihr, stolze Alpen,
Tötend über Bayerns Schmach!
Elisabeth Kaiserin von Österreich
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